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Abschlag

Der volle Schwung stellt eine elementare Bewegung im Golfsport dar. Er wird bei jedem Abschlag verwendet um den Ball ins Spiel zu bringen. Besonders auf 18-Loch Plätzen ist dieser Schlag, wegen der meist großen zu überbrückenden Distanz, von besonderer Bedeutung.
Abb. 1: Der Bewegungsablauf des vollen Schwungs im Golfsport (Saunders, 2000, S. 68)

Bewegungsbeschreibung (Neun)

1. Die Grundposition

1.1 Die Haltung
Abb. 2: Die Golfhaltung (Lewis, 1993, S. 33)
Noch bevor der Schwung eingeleitet wird, gilt es die richtige Haltung einzunehmen, um einen gelungenen vollen Schwung ausführen zu können. Es sollte zunächst ein etwa schulterbreiter Stand eingenommen werden, um eine gleichmäßige Gewichtsverteilung und die daraus resultierende Balance zu gewährleisten, welche besonders beim vollen Schwung von essentieller Bedeutung ist. Zudem werden die Beine leicht gebeugt, wodurch auch die Hüfte eine leichte Beugestellung einnimmt. Der Rücken bleibt gerade, sodass das Rückgrat leicht rotieren kann. Bei Rechtshändern steht die rechte Schulter tiefer als die linke, da die rechte Hand den Schläger tiefer fasst. Die Arme bilden dabei eine Y-änliche Position (siehe Abb. 3) (Ballingall, 1993, S. 31).
Abb. 3: Das Ansprechen des Balls (Ballingall, 1993, S. 50)
1.2 Der Stand
Abb. 4: Rechtwinkliger Stand (Ballingall, 1993, S. 57)
Der Ball sollte etwa mittig zwischen der schulterbreiten Fußstellung liegen und soweit vom Körper entfernt sein,  dass die oben beschriebene Idealhaltung problemlos eingenommen werden kann. Die beiden Fußspitzen bilden dabei eine imaginäre Linie. Der Ball befindet sich auf einer zweiten Linie, welche zur Linie der Fußspitzen parallel ist und die Gerade durch Ball und Ziel bildet (siehe Abb. 4). Der Golfer selbst befindet sich also sozusagen seitlich vom Loch. Das Schlagblatt wird in einem 90°-Winkel zur Geraden Ball-Ziel ausgerichtet. Zur bildlichen Verdeutlichung kann sich auch eine Eisenbahntrasse vorgestellt werden, bei der sich die Fußspitzen des Golfers auf der ersten und der Ball auf der zweiten der beiden Schienen befindet (siehe Abb. 5) (Ballingall, 1993, S.  29&50).
Abb. 5: Die Ausrichtung des ganzen Körpers (Lewis, 1993, S. 26)
1.3 Der Griff
Abb. 6: Der korrekte Griff (Lewis, 1993, S. 20)
Trotz der verschiedensten in der Fachliteratur anerkannten Griffarten, lassen sich einige Gemeinsamkeiten finden, die grundsätzlich Allgemeingültigkeit beanspruchen. Der Griff des Schlägers sollte weder zu hoch auf dem Handballen, noch zu tief auf den Fingergelenken ruhen. Bei Rechtshändern greift die linke Hand nahe dem Griffende, die rechte Hand darunter, also näher zum Schlägerblatt. Der linke Daumen ist unter der rechten Hand fast vollständig verborgen. Zudem sollte der Griff locker sein. In dieser Grundposition sind die Handgelenke gerade und befinden sich in der Verlängerung des Schlägers (Ballingall, 1993, S. 26).
2. Bewegungsbeschreibung – Der volle Schwung in 9 Phasen

2.1 Einleitung des Rückschwungs
Abb. 7: Rückführen des Schlägers (Heuler, 1994, S. 74)
Abb. 8: Rückführen des Schlägers (Heuler, 1994, S. 74)
 
Beim Zurückführen des Schlägers ist besonders darauf zu achten, dass dieser einen imaginären Kreisbogen durchläuft, auf dessen Bahn auch der Ball liegt (siehe Abb. 7). Die Wirbelsäule des Golfers bildet hierbei den Kreismittelpunkt. Der Rückschwung wird durch eine Bewegung der Hände, Schultern, Arme und zum Teil auch der Hüfte ausgeführt, wobei die Arme die Y-Haltung der Grundposition nicht verlassen. Sobald der Schläger einen 90° Winkel zum Boden einnimmt, muss er sich genau parallel über der imaginären Gerade befinden, die von den beiden Fußspitzen am Boden eingenommen wird. Das Gewicht befindet sich während der kompletten Phase des Rückschwungs auf dem rechten Bein (Heuler, 1994, S. 74f.).
2.2 Einbezug der Unterarme und Handgelenke

Um die Einhaltung der unter 2.1 beschriebenen Kreisbahn weiterhin gewährleisten zu können, muss nun begonnen werden, die Handgelenke abzuwinkeln und die Unterarme zu rotieren. Durch das Abwinkeln der Handgelenke wird der Schläger der Kreisbahn entlang weiter nach oben geführt, während die Unterarmrotation den Schläger hinter den Kopf führt. Obwohl es dem Schultergelenk erlaubt wäre, den Schläger entlang der Kreisbahn weiterzuführen, ist dies nicht möglich, da der Hals und Kopf des Spielers hier im Weg stünden. Um eine solche Blockade in den nachfolgenden Phasen zu verhindern, sollte dieses Abwinkeln und diese Rotation schon in dieser Phase beginnen (Heuler, 1994, S. 75 f.).
2.3 Die 90°-Position
Abb. 9: Parallelität zur Schlägerebene (Heuler, 1994, S. 77)
Abb. 10: Die 90°- Position (Heuler, 1994, S. 77)
In dieser Phase erfährt der Körper nur eine geringe Änderung seiner Position. Durch ein weiteres Abwinkeln der Handgelenke wird der Winkel zwischen Unterarmen und Schlägerschaft nun auf ca. 90° verkleinert (siehe Abb. 10). Ein relativ frühes Abwinkeln bringt den Vorteil mit sich, dem Abwinkeln im späteren Umkehrpunkt zwischen Rück- und Vorschwung zu entgehen und somit einen Kraft- und Koordinationsverlust zu vermeiden. Parallel zum Abwinkeln der Handgelenke wird nun auch begonnen, den rechten Ellbogen leicht anzuwinkeln. Der Schlägerschaft befindet sich leicht über, aber immer noch parallel zur Schlägerebene. (Heuler, 1994, 76-78)
2.4 Top of the Swing
Abb. 11: Korrekter Rückschwung (Bradley & Kölbing, 2005, S. 51)
Die folgende Position, auch "top of the swing" (Lewis, 1993, S. 56) genannt, stellt den letzten Phasenabschnitt der Ausholbewegung dar. Durch das Eindrehen des Oberkörpers und im Vergleich geringer Rotation in der Hüfte wird eine hohe Körperspannung aufgebaut, die später ein kraftvolles Vorschwingen des Schlägers ermöglicht. Am Umkehrpunkt zwischen Rück- und Vorschwung soll der Winkel zwischen Arm und Schlägerschaft bei etwa 90° liegen. Während der Phase des "top of the swing" (ebd., S. 56) befindet sich der Schläger parallel zur Ball-Ziel-Geraden (siehe Abb. 11), da sonst die Gefahr eines Hook oder Slice, also ein Verziehen des Balles, relativ groß ist. Um die Position einnehmen zu können, wird der rechte Ellbogen nun noch mehr angewinkelt (siehe Abb. 12), wohingegen der linke Arm weitestgehend gestreckt bleibt (Heuler, 1994, S. 78f.).
Abb. 12: Top of the swing (Heuler, 1994, S. 79)
Abb. 13: Schlägerschaft parallel zum Boden (Heuler, 1994, S. 79)
2.5 Einleitung des Abschwungs
Abb. 14: Annäherung an Schlägerebene (Heuler, 1994, S. 88)
Abb. 15: Der Abschwung (Heuler, 1994, S. 88)
Nachdem der Top of the Swing erreicht wurde, wird nun vom Rückschwung in den Abschwung übergegangen. Dabei bewegen sich beim Rechtshänder die linke Hüfte, sowie das linke Knie in Richtung des Ziels. Durch die Bewegung der Knie und der Hüfte nach links, wird auch der aufgedrehte Oberkörper zurückgedreht. Durch ein gleichzeitiges nach unten Führen der Hände wird der Abstand zwischen rechter Schulter und den Handgelenken fortlaufend vergrößert (siehe Abb. 15), da die Zentrifugalkraft die Hände nach außen tragen. Während des Abschwungs, verlagert sich das Gewicht kontinuierlich vom rechten auf das linke Bein, also noch bevor der Ball berührt wird (Heuler, 1994, S. 88).
2.6 Ausdrehend der Hüfte und des Oberkörpers
Abb. 16: Schläger wieder auf ursprünglicher Ebene (Heuler, 1994, S. 92)
Abb. 17: Schläger parallel zum Boden (Heuler, 1994, S. 92)
Die untere Körperhälfte dreht sich weiter nach links, wie auch der Oberkörper. Nun befindet sich der Schultergürtel, bedingt durch das weitere Rückdrehen des Oberkörpers, fast wieder parallel zur Geraden Ball-Ziel (siehe Abb. 16). Ebenso befindet sich der Schläger nun wieder etwa parallel zum Boden und zur Ziellinie. Das linke Handgelenk bildet nun mit dem linken Unterarm eine Gerade wie unter 1.3 beschrieben (siehe Abb. 17). Der rechte Unterarm zeigt in dieser Phase in etwa auf den Ball (Heuler, 1994, S. 92).
2.7 Der Durchschwung
Abb. 18: Schlägerschaft auf Kreisbahn (Heuler, 1994, S. 93)
Abb. 19: linkes Handgelenk gerade (Heuler, 1994, S. 93)
Der Unterkörper bewegt sich weiterhin nach links, gefolgt vom Oberkörper und dem Schlägerkopf am Ende bis zum Treffmoment.
Zu diesem Zeitpunkt sind beide Arme nahezu gestreckt (siehe Abb. 19). Der linke Oberarm befindet sich mit dem Schlägerschaft auf ein und derselben Linie, ebenso wie das linke Handgelenk und der Unterarm. Der Winkel zwischen Schlägerschaft und linkem Handgelenk hat sich also erst jetzt komplett aufgelöst. Der Schläger befindet sich wieder komplett auf der schon im Rückschwung begangenen Kreisbahn (siehe Abb. 18) (Heuler, 1994, S. 93).
2.8 Post-Impact
Abb. 20: Schläger parallel zur ursprünglichen Schlägerebene (Heuler, 1994, S. 104)
Abb. 21: Gewichtsverteilung linker Fuß (Heuler, 1994, S. 104)
Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass sich der Schlägergriff nach Treffen des Balls tendenziell wieder näher zum Boden befindet als der Schlägerkopf. Der gesamte Schläger befindet sich hier etwa parallel zum Boden (siehe Abb. 21). Der ursprünglich, beim Ausholen beschriebene Kreisbogen, wird vom Schlägerkopf nun in einem größerem Bogen verlassen,  da nun kein Abwinkeln der Handgelenke mehr vorgenommen wird. Im Gegensatz zum Ausholen, wobei der rechte Ellbogen abgewinkelt wird und der rechte Ellbogen lang bleibt, geschieht dies in dieser Phase entgegengesetzt. Die Gewichtsverteilung liegt nun komplett auf dem linken Fuß (siehe Abb. 21). Der Oberkörper zeigt immer noch leicht rechts am Ziel vorbei (Heuler, 1994, S. 104 f.).
2.9 Auslauf
Abb. 22: Aufrichten des Oberkörpers (Heuler, 1994, S. 105)
Abb. 23: Oberkörper senkrecht über linkem Bein (Heuler, 1994, S. 106)
In der letzten Phase des vollen Schwungs wird die kinetische Energie des Schlägers und der Hände kontinuierlich bis auf 0 reduziert. Dabei wird der Oberkörper weiter so gedreht, dass die rechte Schulter näher zum Ziel gerichtet ist, als die linke (siehe Abb. 22). Wegen dieser Körperdrehung berührt vom rechten Bein nur noch die Fußspitze den Boden (siehe Abb. 23). In der Endposition befinden sich die Hände links neben dem Kopf; der Oberkörper verlässt die leicht gebeugte Grundhaltung und richtet sich auf. Das Erreichen dieser Endposition attestiert dem Golfspieler eine optimale Balance, welche für einen sauberen, gleichmäßigen Schwung unabdingbar ist (Heuler, 1994, S. 105 f.).
Literaturverzeichnis
Ballingall, P. (1993). Golf lernen. Leicht- schnell- gründlich. Bielefeld: Delius Klasing.
 
Bradley, J. & Kölbing, A. (2005). Richtig Golf. Technik, Taktik, Psyche (8., neu überarbeitete Auflage). München: BLV.
 
Heuler, O. (1994). Der Schwung. Niedernhausen: Ts., Falken.
 
Lewis, B. (1993). Power Driving - Swing on the right track. London: Tiger Books International.
 
Saunders, V. (2000). Das Golf-Handbuch. Hamburg: Top Special Verlag.

Last edited: 04. Δεκ 2014, 13:58, [lehner24]