Lehrvideos-Sport_Wikis_WS-2013-14

Reiter

1. Bewegungsbeschreibung (Christine Launspach)

Zunächst einmal wird in der Fachliteratur zwischen drei Sprungwurftypen, dem herkömmlichen Sprungwurf, dem Reaktivsprungwurf und dem Explosivsprungwurf unterschieden (vgl. Schauer, 2009). In der folgenden Bewegungsanalyse soll sich hierbei aber auf Letzteren, den Explosivsprungwurf nach Vorwärtsdribbling mit Landung im Einkontaktstopp beschränkt werden, der sich grundsätzlich in vier Teilphasen gliedern lässt.

1.1 Vorwärtsdribbling mit Landung im Einkontaktstopp

Die erste Phase eines solchen „Power Jump Shots“ erfolgt also aus einem dynamischen Dribbling vorwärts in Richtung Korb, welches dann mit der Landung im sogenannten Einkontaktstopp endet. Bei diesem wird der Ball in einem flachen Schrittsprung gefangen, der Spieler landet auf beiden Füßen gleichzeitig und setzt dabei möglichst von der Ferse über die ganze Fußsohle auf. In der Regel ist nun der Fuß der Wurfhandseite eine halbe bis ganze Fußlänge vorgestellt (vgl. Steinhöfer & Remmert, 2011). Für eine erfolgreiche Ausführung des Sprungwurfs ist an dieser Stelle außerdem das Fangen des Balls im sicheren Seitgriff entscheidend. Das heißt, der Ball wird mit beiden Händen an den Seiten gehalten, während die Daumen hinter dem Ball in einem Winkel von ca. 45° aufwärts zueinander zeigen, vergleichbar mit den Innenlinien des Buchstaben W (vgl. Schauer, 2009). Insgesamt ermöglicht die beschriebene Auftaktbewegung eine besonders dynamische Energieübertragung und eignet sich deshalb ideal für den Sprungwurf (vgl. Schrittwieser & Theiner, 2004).

Abb. 1. Sprungwurf nach Dribbling (Steinhöfer & Remmert, 2011, S.119)

1.2 Absprung und Hochführen des Balls

In der zweiten Phase, der des Absprungs, sollte nun nämlich „die Kniebeugung zum Abbremsen flüssig in die Kniestreckung zum [Absprung übergehen]“ (Steinhöfer & Remmert, 2011, S.119). Hierbei nutzt der Spieler das explosive Hochreißen des Balls von Gürtel- bis zur Kinnhöhe als zusätzlichen Armschwung, um so eine größere Sprunghöhe realisieren zu können. Der Ball sollte dafür nach der Aufnahme „mit festem Griff in die Wurftasche gezogen und dann sofort mit hoher Anfangsbeschleunigung [...] hochgerissen werden“ (Schauer, 2009, S.89). Währenddessen erfolgt der beidbeinige Absprung senkrecht nach oben, wobei die Füße höchstens schulterbreit auseinander stehen, zum Korb zeigen und einen möglichst kräftigen Abstoß vom Boden geben. In der Luft werden die Unterschenkel nicht angezogen, sondern der  Spieler lässt die Beine gerade nach unten hängen (vgl. Neumann, 2004). Während der Steigphase des Sprunges erfolgt das nun langsamere Weiterführen des Basketballs vor dem Körper zur Überkopfhöhe, so dass er sich ungefähr 20 cm vor und über der Stirn befindet, wo er zunächst noch im Seitgriff gehalten wird. Das dann anschließende Eindrehen der Wurfhand zur Einnahme der Wurfauslage unterteilt Ewald Schauer (2009) in drei wesentliche Teilbewegungen: Zuerst führt die Hand eine Umwendebewegung aus, das heißt sie dreht nach innen und gelangt dadurch hinter den Ball. Danach kommt es zum Rückbeugen, also einer Dorsalflexion der Wurfhand, was nichts anderes, als das Ausholen zum schnellen Vorbeugen der Hand beim Abwurf ist. In der letzten Teilbewegung wird dann der Ellbogen an die Wurfarmseite vor den Körpers herangezogen, so dass er sich anschließend unter dem Ball befindet. Der Spieler hat nun also dieselbe einhändige Wurfauslage wie beim herkömmlichen Standwurf eingenommen, das heißt der Ball liegt über Kopf auf den locker gespreizten Fingern der Wurfhand und wird von der Stützhand seitlich abgesichert. Der Wurfarm ist nahezu im rechten Winkel gebeugt, der Ellbogen zeigt zum Korb und der Handrücken zur Stirn, um so die notwendige Handgelenksspannung aufbauen zu können (vgl. Steinhöfer & Remmert, 2011).

Abb. 2. Sprungwurf (Steinhöfer & Remmert, 2011, S.118)

1.3 Abwurf

Die nun folgende Bewegungsphase des Abwurfs unterscheidet sich in ihrer Ausführung kaum von der des Standwurfs. So schreiben beispielsweise Isaac und Motta (1988), dass für einen Sprungwurf lediglich die Abwurfplattform erhöht wird, die Bewegungsmerkmale aber dieselben bleiben wie beim Set Shot. Das bedeutet, beim eigentlichen Wurf strecken sich zunächst Arm- und Handgelenk explosiv nach vorn-oben in Richtung Korb, und erst ganz zuletzt geben die Finger dem Ball den Impuls für einen leichten Rückwärtsdreh. Nachdem dann der Ball die Hand verlassen hat, klappt das Handgelenk nach unten nach, während der Wurfarm weiterhin zum Korb zeigt. Hier ist dabei noch wichtiger als beim Standwurf, dass die Stützhand möglichst lange sichernd am Ball bleibt (vgl. Steinhöfer & Remmert, 2011). Entscheidend für einen guten Sprungwurf ist nun aber vor allem, dass der Abwurf im höchsten Punkt des senkrechten Absprungs erfolgt und der Ball die Hand des Werfers genau in dieser auch als „totem Punkt“ beschriebenen „Hängephase“ verlässt (Schrittwieser & Theiner, 2004, S.35). Stimmen dieses „Trägheitstiming“ und die benötigte Endbeschleunigung, erhält der Ball eine optimal gewölbte Flugkurve, welche ein wesentliches Kriterium für das Gelingen des Power Jump Shots ist (Schauer, 2009, S. 104).

Abb.3. Sprungwurf (Steinhöfer & Remmert, 2011, S.118)

1.4 Landung

In der letzten Bewegungsphase schließlich landet der Spieler dann „mit beiden Füßen gleichzeitig etwa an der Absprungstelle“ (Neumann, 2004, S.46) und beendet dabei den Sprung genauso rund und ausbalanciert wie er ihn begonnen hat. Somit ist der Werfer nach der Landung sofort wieder bewegungsbereit, um beispielsweise Verteidigungsaufgaben wahrnehmen, oder seinen eigenen Rebound holen zu können (vgl. Isaac & Motta, 1988).
Diese detaillierte Bewegungsbeschreibung zeigt nun zwar einerseits die angriffs-taktischen Potentiale des Explosivsprungwurfs aus dem Dribbling auf, andererseits verdeutlicht sie aber auch, dass ein solcher Wurf „die Beherrschung technisch [höchst] anspruchsvoller Bewegungskombinationen [erfordert]“ (Steinhöfer & Remmert, 2011, S.119).

Zuletzt geändert: 4. Dez 2014, 14:09, [lehner24]